Schon wieder ist ein Jahr vorbei und für meine Forty-Eight ist es Zeit für die jährliche Inspektion. Natürlich dort, wo ich sie vor zwei Jahren auch erworben habe, beim Stuttgarter Harley-Händler in Korntal. Auch dieses Jahr nehme ich mir wieder eine Leihmaschine mit. Die Pan America möchte ich mal ausprobieren, nachdem ich ja jahrelang (sogar Jahrzehnte) mit großen Tourenenduros unterwegs war.
Es ist kalt an diesem Morgen und nach einer kurzen Einweisung sitze ich – gefühlt 2 Etagen höher – auf diesem High-Tech-Gerät. Der Computer fährt hoch und gibt mir auf dem Display einen kleinen Überblick der Möglichkeiten und technischen Zustände. Zahlreiche Hebelchen und Schalter zeigen auf, was an einem modernen Motorrad mittlerweile alles so Standard ist, wobei die Vorführmaschine natürlich auch ein paar Extras hat. Also, ich sehe den Tempomat, Fahrmodi, die Freisprecheinrichtung und … die heizbaren Griffe. Davon mache ich an diesem frischen Morgen natürlich gleich Gebrauch. Ich starte den Motor – hört sich nicht nach Harley an, der wassergekühlte Motor hat zwar noch die klassische V-Form, das war es dann aber auch. Die Literleistung ist wesentlich höher als bei den Klassikern. Aus 1250 Kubik holen sie 152 Pferdestärken. Unspektakulär lege ich – ohne den charakteristischen Schlag – den ersten Gang ein. Meine Beine suchen die Fußrasten irgendwo da vorne, doch diese sind für die geeignete Sitzposition natürlich weiter hinten. Ich sitze super entspannt und geschützt durch die verstellbare Frontscheibe auf dieser Enduro. Die Blinker werden bei diesem Modell über einen Schalter auf der linken Lenkerseite zentral bedient, nicht wie bei Harley gewohnt links und rechts. Eine Umstellung! Aber dann genieße ich den Platz mit viel Aussicht. An der Ampel schaue ich aufs Dach der meisten Autos.
Es geht auf die Autobahn, ein Dreh am Gasgriff macht mir klar, dass es hier einen echten Vorwärtsdrang gibt. Mann o Mann. Jetzt ist es besser den Tacho im Blick zu behalten…Für die Tour kann ich mir das also sehr gut vorstellen. Über mangelnde Leistung kann man sich jedenfalls nicht beklagen. Aber taugt das Gerät auch für den leichten Geländeeinsatz? Die Fahrt geht in die Löwensteiner Berge und hier gibt es jede Menge kleine Sträßchen und Feldwege. Langsam taste ich mich auf einem Waldweg vor, zunächst ohne den Modus auf Gelände umzuschalten. Es ist etwas feucht, aber die Maschine läßt sich gut navigieren, trotz der vollgetankt 245 Kilogramm. Die Elektronik verhindert wohl das vorschnelle durchdrehen. Das Parken dort gestaltet sich allerdings etwas schwieriger, da der Seitenstränder schnell einsinkt und ich kein Brettle dabei habe. Es würde sogar auch einen Hauptständer geben… beim Fahren geht es jedenfalls hier auch ohne den Modi – Schalter. Aber wer weiß, vielleicht ist es doch mal irgendwann gut!
Gegen Abend fahre ich wieder nach Korntal und tanke auch nochmal voll. Der Durst ist offenbar gar nicht so groß gewesen. Außerdem nimmt die Maschine auch gerne E10. Ich stelle die Maschine wieder ab – eine schöne Erfahrung war das. Allerdings freue ich mich wieder, als ich auf meiner kleinen Sportster sitze und die 1200 Kubik unter mir brabbeln…